Neue Ortsmitte
Wohn- und Geschäftshaus in Körle
Bautafel
Projekt
Wohn- und Geschäftshaus, Körle
Bauherr
Holzbau Kühlborn, Spangenberg
Planer und Verarbeiter
Holzbau Kühlborn, Spangenberg
Holzfaserdämmung
GUTEX Prefatop
GUTEX Implio F
WDVS GUTEX Thermowall
Fertigstellung
2020
Fotos
Florian Funk
Die Wohn- und Lebensqualität in ländlichen Regionen nachhaltig und zukunftsfähig zu sichern, gehört – insbesondere vor dem Hintergrund des demografischen Wandels und der Strukturveränderungen in der Landwirtschaft und Energiewende – zu den elementaren Aufgaben von Dörfern und Gemeinden. Mit der Bewerbung und Aufnahme in das staatlich geförderte Dorferneuerungsprogramm im Jahr 2009 gab es für Körle die hierfür notwendige strukturelle Unterstützung bei der Finanzierung, Planung und Ausführung eines neuen Ortskerns. In den anschließenden Jahren riss die Gemeinde hierfür leerstehende und nicht erhaltenswerte Gebäude ab, baute von den Fördermitteln einen neuen Kindergarten mit einer darüber liegenden Gemeinschaftspraxis und suchte nach potentiellen Investoren für ein Wohn- und Geschäftshaus.
Erst 2018 konnte Körle das Holzbau-Unternehmen Kühlborn aus dem benachbarten Ort Spangenberg als Investor für den Neubau gewinnen. Der Familienbetrieb in fünfter Generation kaufte das Grundstück und übernahm sowohl die Planung und Entwicklung als auch die Ausführung vor Ort. Dabei wurde besonderen Wert auf die gestalterische Anpassung an das dörfliche Ensemble und auf die Verwendung ökologisch, nachwachsender Baumaterialien gelegt. Den passenden Dämmstoff aus nachhaltigem Tannen-und Fichtenholz für Dach und Wände lieferte die Firma GUTEX aus dem Schwarzwald.
In die historische Ortsmitte von Körle fügt sich der schlichte Baukörper zurückhaltend ein und lädt zu Kaffee und Kuchen, zu Bankgeschäften und zum Wohnen ein.
Bauhistorisches Erbe erhalten
Entstanden ist ein viergeschossiger Baukörper mit klaren, einfachen Formen und einer Brutto-Gesamtfläche von knapp 900 Quadratmeter. Um das gebogene Grundstück optimal auszunutzen, wurde ein weitwinkeliger Baukörper geplant, der das Gebäude zum neu angelegten Dorfplatz öffnet. Die dadurch geschaffene Großzügigkeit der Eingangssituation setzt sich im Innenraum des Erdgeschosses fort. Hier bieten sich auf 280 Quadratmetern Platz für die gemeinsame Geschäftsstelle der VR-Partnerbank und der Kreissparkasse sowie eine Filiale des Schwälmer Brotladens mit integriertem Café. In den beiden Obergeschossen und dem Dachgeschoss verteilen sich auf 600 Quadratmetern Fläche insgesamt acht Wohnungen.
Die rechteckigen Grundrisse orientieren sich wie die traditionelle Erschließung von der Traufseite an den lokalen Siedlungs- und Bauformen. Auch wenn heute keine Fachwerkfassaden mehr gebaut werden, haben sich die Planer bei der Außenwirkung des Neubaus durch Fensterachsen, einheitliche Fenstergrößen sowie Betonung der Giebeldreiecke an dieser identitätsstiftenden Baukultur orientiert. Die traditionelle Gliederung mit horizontalen Elementen ist hier in Form der Lamellenverschalung im Bereich des Laubengangs im Erdgeschoss aus regionalem Eichenholz angewendet worden. Bei den restlichen Geschossen hat man sich für eine ruhige und zurückhaltende Gestaltung in Form einer homogenen Putzfassade entschieden.
Die ökologische Holzbauweise spart Energie und trägt aktiv zum Klimaschutz bei.
Holztafelbauweise: Zeiteffektiv und ressourcenschonend
Alle Außenwände der vier Etagen sind als tragende Holzkonstruktion in Holztafelbauweise ausgeführt, die nicht nur als Form der Holzrahmenbauweise die ortstypische Fachwerkbaukunst aufgreift, sondern vor allem durch ihren hohen Grad der Vorfertigung bei mehrgeschossigen Fertigbauten einen erheblichen Zeitvorteil mit sich bringt. Fünf bis sechs Tage dauerte es daher nur, den Holzbau inklusive regendicht geschlossener Gebäudehülle und Fenster aufzurichten. Im Vergleich: Das Gebäude zu mauern und Fenster einzubauen, hätte mindestens fünf Monate gedauert. Der Aufbau der Wandelemente setzt sich von innen nach außen folgendermaßen zusammen: OSB-Platte als luftdichte Ebene, Gefachebene mit Einblasdämmung, Putzträgerdämmplatte GUTEX Thermowall-gf in den Größen 117,6 x 257,6 cm und 60 x 180 cm sowie eines der zwölf zugelassenen Putzsysteme für die abschließende Gestaltung.
Um die dauerhafte Funktion des Wärmedämmverbundsystem (WDVS) zu gewährleisten, erhielten zudem alle Fenster mit dem Anschluss-System Implio F von GUTEX eine zweite Dichtebene. So sorgt das wind- und schlagregendichte Fenster- und Türanschluss-System auch an dieser sensiblen Stelle für eine sichere und schnelle Ausführung in geprüfter Qualität. Als einziges Fenster- und Türanschlusssystem für hinterlüftete und verputzte Fassaden bietet Implio F nicht nur einen folienkaschierten Holzfaser-Dämmkeil, sondern auch dreidimensional vorgefertigte und selbstklebende Fenster- und Fassadenecken. Der kritische Fensteranschluss ist mit dem Anbringen der Dämmung so weit abgedichtet, dass der Gewerkeübergang problemlos erfolgen kann.
Das geprüfte Komplettsystem Implio garantiert den wind- und schlagregendichten Fensteranschluss.
Im Sinne der Nachhaltigkeit und Nachbarn
Ein möglichst großer Anteil der Bauteilfertigung wurde in der witterungsunabhängigen Produktionshalle der Firma Kühlborn in Spangenberg vorgenommen. Mit einer Länge von 2,5 Metern konnten hier auch die Dachdämmplatten GUTEX Prefatop verarbeitet werden. Gerade bei diesen großformatigen Dämmplatten liegt der Vorteil in der Vorfertigung, denn Plattenlänge und Dachelementbreite sind aufeinander abgestimmt. Zusätzliches Schneiden und Verschnitt entfallen sodass sich die Effizienz erhöht und eine dämmende und regensichere Unterdeckung in nur einem Arbeitsgang erzeugen lässt – ohne Verwendung einer Unterdeckbahn.
Die Vorelementierung der großformatigen Dachdämmplatten GUTEX Prefatop verkürzt die Bauzeit.
Aufgerichtet wurden die vier Stockwerke in nur sechs Tagen.
Unter Verwendung von außenseitigen Holzfaserdämmstoffen ist ein diffusionsoffener Wand- und Dachaufbau mit hohem Feuchteabgabepotential und damit verbunden hoher bauphysikalischer Robustheit sichergestellt. Neben einem angenehmen Raumklima im Sommer wie auch Winter, dient der Aufbau auch dem Schallschutz vom nahegelegenen Auto- und Bahnverkehr. Baukonstruktiv und anlagentechnisch wurde der Neubau so geplant, dass das Energiekonzept einem KfW Effizienzhaus 40 entspricht, in dem die Wärmeerzeugung klimafreundlich über eine Luft-Wasser-Wärmepumpe erfolgt. Auf den Einsatz fossiler Brennstoffe wurde verzichtet.
Die bis zu 13 Meter langen Holztafelelemente wurden fix und fertig inklusive Fenster und Fensteranschluss-System Implio F punktgenau zur Baustelle geliefert und dort präzise montiert
Neben der Stärkung der ärztlichen Versorgung und der Erweiterung von Kinderbetreuungsplätzen, wurden mit dem Bau des Wohn- und Geschäftshauses auch Arbeitsplätze gesichert und ein Ort des Austausches geschaffen. Die Umnutzung dörflicher Bausubstanzen und die Erweiterung des Grundstücks haben zur allgemeinen Aufwertung des Ortes beigetragen. Dass man in einer kleinen Ortschaft wie Körle auch den Anspruch an eine energetisch angemessene und nachhaltige Dämmung halten konnte, zeugt von zukunftsweisendem Denken. Stellvertretender Geschäftsführer und Investor Kai Kühlborn lobte die enge Zusammenarbeit mit der Gemeindevertretung und den Bewohnern bei der Umsetzung der Dorferneuerung.
Das WDVS GUTEX Thermowall erschafft eine ökonomisch und energetisch sinnvolle, wärmebrückenfreie Fassade. Eines der zwölf zugelassenen Putzsysteme und die druckfeste Dämmplatte GUTEX Thermowall-gf bieten eine dauerhaft hochwertige Optik und Funktionalität.
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